Hier ist der Diminished Rag. Er ist allerdings ... nun ja ... nicht so wirklich erste Sahne. Aber was soll's? Zuerst erzähle ich – für Leute, die so was interessiert –, wie ich noch mit halbwegs ernsthaftem Bemühen die ersten acht Takte konstruiert habe. Das hat sich ziemlich "harmonisch-technisch" abgespielt. Nachdem ich mir den verminderten Dreiklang auf d vorgegeben hatte, musste damit ja irgendwas passieren. In einer Moll-Tonart lässt sich dieser Akkord einfach in die Tonika auflösen – gesagt, getan! Eine Umkehrung des Zielakkordes bestärkt ihn noch:
Mit dem nun erreichten c kann man (Sequenz! – übliches Ragtime-Muster; und zur Bestärkung eines Motivs nützlich) dasselbe noch einmal wiederholen, also den verminderten Dreiklang im zweiten Takt auf's c setzen:
Plötzlich und unvermutet bin ich nun aber in b-moll! Ich will aber wieder zurück nach c-moll – nur wie? Idee: Das hohe des ist ja Non des Dominantseptnonakkords (was für ein Name) von f-moll – und das ist schon der halbe Weg zurück nach c-moll! Also dieses Patent zweimal anwenden, und das war's.
Im Detail: Wenn man beim Dominantseptnonakkord den Grundton weglässt, hat man "verkürzten Dominantseptnonakkord", was de facto ein weiterer verminderter Dreiklang ist – hier sieht man ihn im letzten Takt auf e:
Noch einmal derselbe Gag: Wir sind am as, das ist die Non von einem G7/9b, und mit irgendeiner Kadenz bin ich dann wieder in c-moll:
Tatsächlich hab ich noch einen weiteren verminderter Akkord vor die Schlusskadenz geschoben (siehe PDF und MIDI weiter unten), weil "Platz war" (man kann den zusätzlichen Akkord schon auch harmonisch erklären, aber wozu?).
Seitenthema: Natürlich in C-Dur (natürlich? Naja – erstens üblich in einigen klassischen Formen; und zweitens soll ein Ragtime schon etwas strahlen, also muss ich weg aus Moll):
Nichts besonderes zu vermerken, außer dass ich mit dem Thema "irgendwohin" abdampfe ... hier beginnt's schon sehr mit der "nicht erste Sahne"-Qualität. Nach ein paar Querelen schaffe ich's ziemlich brutal zurück nach c-moll, und das Anfangsthema kommt wieder kurz dran. Dann allerdings verliert es sich in einer ewigen Folge von verminderten Septakkorden Richtung "irgendwohin" – sowas lässt sich wirklich leicht komponieren (oder muss ich das schon unter Anführungszeichen schreiben: "komponieren"?). Eine doppelte Verkürzung produziert die nötige Schlusssteigerung, einmal retour mit zwei fallenden Akkordzerlegungen (natürlich von verminderten Akkorden), und Schluss!
Hier ist
- eine PDF-Datei des "Diminished Rag"
- eine MIDI-Datei davon
- Ragtime
- Tango
- Menuett
- Virtuosenstück
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen